Am Anfang war die Burg

Mühlburg (Drei Gleichen)

Wie sicher bei vielen von euch, war der erste Lockdown (2020) ein tiefer Einschnitt in unser Familienleben. Sämtliche Freizeitaktivitäten, Treffen mit Freunden, Bekannten und Verwandten waren verboten. Natürlich fragten wir uns, was man tun könnte.

Die Antwort lag quasi direkt vor der Haustür, denn dort beginnen die Wege in die Natur. Es ist nicht so, dass wir nicht auch schon vorher gewandert sind. Immerhin stammen meine Frau und ich vom Fuße des Inselsbergs. Auch unsere Kinder, insbesondere unser Sohn, haben Wanderungen immer wieder eingefordert. Aber in dieser, für uns alle, neuen Situation bekam das Wandern noch mal einen ganz anderen Stellenwert und wurde zu einer Regelmäßigkeit, auf die wir uns in den kommenden Wochen und Monaten immer sehr freuten.

Blieb also noch zu klären, wohin denn unsere erste Tour führen sollte. Da wir bereits in den Jahren zuvor die Burg Gleichen sowie die Wachsenburg erwandert und besichtig hatten, blieb noch eine der drei Burgen übrig: Die Mühlburg – älteste Burg Thüringens!

Ostansicht der Mühlburg

An einem herrlichen Apriltag starteten wir ab dem Parkplatz an der Kulturscheune. Dieser liegt in dem malerischen Dorf Mühlberg (eine der ältesten urkundlich erwähnten Gemeinden Thüringens), inmitten hübsch hergerichteter Fachwerkhäuser. Ein Stück weiter bergauf gibt es auch noch den offiziellen Parkplatz der Mühlburg (Burgstraße). Da der Weg aber ohnehin nicht wirklich lang ist, würde man sich ein wenig der Wanderfreude berauben, wenn man noch weiter oben parkt. Es gibt zwei Möglichkeiten für den Aufstieg: 1. Querfeldein, steil und kürzer oder 2. die Straße entlang, weniger steil, aber deutlich länger. Dreimal dürft ihr raten, wofür sich die Kinder entschieden haben. Richtig! Den kurzen Weg. Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten: Auf dem Rückweg würden wir den langen Weg nehmen. Und: Er würde ihnen auch noch gefallen!

Der Aufstieg war, wie erwähnt, nicht sehr lang, aber sehr steil. Ein schmaler Trampelpfad schlängelte sich zwischen Gartenzäunen, Wäldchen und Abhang entlang. Immerhin erfuhr man auf einigen Infotafeln etwas über die heimische Flora und Fauna. Gerade an den Südhängen der Drei Gleichen ist diese wirklich einzigartig. In den sogenannten Badlands (hauptsächlich jedoch unterhalb der anderen zwei Burgen) behaupten sich nur ganz besondere Tiere und Pflanzen. Beim Blick zurück konnten wir hier und da schon ein herrliches Panorama genießen. Es waren nur etwa 550 Meter bis zur Holzbrücke, die über den Burggraben in den Hof der Burg führten. Aber immerhin waren wir in kürzester Zeit aus der ziemlich niedrigen Umgebung auf 375 Meter über normal Null gestiegen. Der sagenhafte Ausblick über das Thüringer Becken bis hin zum Thüringer Wald (mit dem markanten Inselsberg) belohnte uns Erwachsene. Die Burgruine mit ihren Kletter- und Versteckmöglichkeiten war die Belohnung für die Kinder. Es wurde keine Zeit verloren. Sofort wurde der felsige Sockel des Burgfrieds erklommen oder durch die hochgelegenen Fenster, über die Autobahn (A4) zur Burg Gleichen geschaut.

Natürlich gab es dann auch erstmal eine Stärkung inmitten der Burgmauern. Bei schönem Wetter reicht Kindern eigentlich schon dieser kurze Ausflug zur Burg. Sie können sich hier nach Herzenslust austoben. Es gibt neben dem erwähnten Burgfried auch einen tiefen Brunnen, flache, aber sehr dicke Mauern zum Klettern, einen begehbaren Burggraben, große Obstbäume, die sich ebenfalls zum Klettern eignen und nicht zu vergessen: Die Wunder der Natur! Wir konnten beispielsweise Bussarde und Milane beobachten, wie sie nahezu auf „Augenhöhe“ an uns vorbeisegelten. Auf dem Rand des Burggrabens entdeckten die Kinder einen alten Baumstumpf, der als Ameisenhaufen herhalten musste. Die Ameisen leisteten auch ganze Arbeit, indem sie eine große Made davonschleppten. So etwas fasziniert Kinder immer.

Faszinierend

Da die Kinder so viel Spaß beim Erkunden der Burg sowie der Umgebung hatten, machte es ihnen auch nichts aus, einen anderen (längeren) Rückweg in Kauf zu nehmen. Im Gegenteil! Sie forderten es direkt ein. So nahmen wir den Kammweg in Südöstliche Richtung, der sich entweder leicht bergab oder geradeaus vor unseren Füßen dahinschlängelte. Zu unserer Linken konnten wir hin und wieder einen Blick auf die Wachsenburg (die am besten erhaltene Burg der Drei Gleichen) erhaschen. Auf diesem kurzen Stück kam nochmal so etwas wie richtiges Waldgefühl auf. Als dann ein umgestürzter Baum über einer Mulde lag, musste natürlich gleich darüber balanciert werden. Erst machten die Kinder einen Wettbewerb daraus, wer es ohne abzurutschen auf die andere Seite schaffte. Dann mussten die Erwachsenen ran. Es war zwar eine wackelige Angelegenheit, aber alle haben es heil überstanden.

Balance-Akt

Nach dieser Einlage an Körperbeherrschung begaben wir uns langsam auf den Rückweg. So gelangten wir über ein weitaus sanfteres Gefälle als zu Beginn unserer Runde über einen Sandweg zu einer gepflasterten Straße, die zu unserem Ausgangspunkt zurückführte. Einen kleinen Abstecher konnten wir noch machen, denn vom Weg aus sahen wir rechterhand eine kleine Einkerbung in den Hang. Es war ein alter Rätsandsteinbruch. Dank der aufgestellten Infotafeln konnten wir auch hier die meisten Fragen unserer wissensdurstigen Kinder stillen. Wer sich allerdings intensiver mit der Geologie der Drei Gleichen (und Umgebung) beschäftigen möchte, der kann sich direkt ans Geozentrum in der Kulturscheune wenden. Immerhin zählt das Gebiet zum UNESCO Global Geopark (Thüringen Inselsberg – Drei Gleichen).

Viele Eindrücke und ein wirklich wundervoller Tag für Eltern und Kinder neigte sich dem Ende zu. Eins sei zum Schluss aber noch erwähnt: Es blieb nicht unser letzter Besuch auf der Mühlburg. Denn die ist immer einen Abstecher wert!

Rückweg

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