… Kindes Lust. Ja, wirklich! Nicht erst seit uns Lockdowns und Co. dazu gezwungen haben, unsere Freizeit auch mal anders, als durch ausgedehnte und exzessive Shoppingtouren zu gestalten.
Tatsächlich spürt man, wie die Kinder aufblühen sobald sie sich in der freien Natur austoben können. Fröhlich und unbeschwert kriechen sie durchs Unterholz, rennen den Feldweg entlang, bauen sich Asthöhlen oder zeigen uns stolz ihre zahlreichen Naturschätze, die sie gefunden haben. Federn, Steine, Zapfen, Kastanien, Knochen. Nicht zu vergessen, die vielen großen, aber auch kleinen Tiere und Pflanzen. Das fängt bei winzigen Naturwundern, wie den Larven der Schaumzikade oder ungewöhnlichen Schmetterlingen an und hört bei größeren Entdeckungen, wie einem Fuchsbau, Ameisenhaufen oder gar Rehen noch lange nicht auf. Kurzum: Die Bewegung in der Natur tut Kindern und Eltern gut. Aber welche Wanderung unternehmen, wenn alle bekannten Ziele bereits mehrfach erkundet wurden? Welche Wege sind überhaupt für Kinder geeignet und ab welchem Alter? Nicht zu lang, nicht zu anspruchsvoll, nicht zu langweilig.
Genau mit diesen Fragen beschäftigt sich www.wandern-mit-kindern-in-thueringen.de! Zusammen mit unserer Tochter, unserem Sohn, Freunden und Familie erkunden wir neue Routen in Thüringen, auch mal abseits der ausgetreten Pfade. Immer mit dem Blick auf die Kindertauglichkeit. Wie anstrengend ist der Weg? Was gibt es zu entdecken? Gibt es auf oder am Ende der Strecke auch mal eine Belohnung (Eis, Bratwurst, Spielplatz …)?
Neben den Klassikern im Thüringer Wald oder den unterschiedlichsten Burgen, Schlössern oder Gasthäusern, werden wir natürlich auch den Geheimtipps nachgehen. Ihr wisst schon: Ein Hinweis von jemandem, der jemanden kennt, der mal von einem gehört hat, der dort schon mal gewesen sein könnte. Oder seid ihr schon einmal an beziehungsweise in der Zwergenhöhle gewesen? Oder bei der Felsenburg? Oder Auge in Auge mit Wasserbüffeln und Exmoor-Ponys?
Es ist wirklich unglaublich, was unser schönes Bundesland zu bieten hat. Dass Thüringen das grüne Herz Deutschlands ist, wissen wir. Aber wie viel Abwechslung es bietet, hätten wir wirklich nicht erwartet, bis wir es selber ausprobiert und mit eigenen Augen gesehen haben …
Diesmal gibt es einen echten Geheimtipp. Es geht zu den Zwergen, hinter den … na ja, nicht unbedingt 7 Bergen, aber dennoch ziemlich versteckt.
Wenn man an Thüringen und an Zwerge denkt, kommen die meisten unweigerlich nach Trusetal zum Zwergen-Park. Dieser ist seit langem ein gewisser Anziehungspunkt, aber auch nicht jedermanns Sache. Bei unserer kleinen Runde zur Zwergenhöhle bei Dosdorf (in der Nähe von Arnstadt) geht es viel ruhiger und naturverbundener zu.
Die erste Herausforderung war schon, den richtigen Ausgangspunkt zu finden. Schließlich haben wir in einer Seitenstraße in der Näher der Dosdorfer Kirche geparkt und sind damit auch ganz gut gefahren (also gewandert). Der eigentliche Zugang zum Wanderweg befindet sich auf der nordwestlichen Seite des Dorfes. Da es in Dosdorf nicht mal Straßennamen gibt, habe ich den Startpunkt hier markiert.
Nach dem kleinen Marsch durch das hübsche Dörfchen gelangten wir zu einer großen Wiese, die in einem sanften Anstieg auf einen Wald zuführte. Wäre die Gegend ringsherum nicht so „flach“, könnte man denken, dass man gerade einen Almaufstieg macht.
Getrieben davon, das Geheimnis der Zwergenhöhle und ihren genauen Standort zu erkunden, stürmten die Kinder voraus. Der hauptsächlich von Kiefern gesäumte Weg führte immer nah am Waldrand, etwas oberhalb der riesigen Wiese, entlang. Wir hatten das Gefühl, tatsächlich alleine in diesem Stückchen Natur zu sein. So war es nicht verwunderlich, dass um uns herum Schmetterlinge tanzten, die man nur selten sieht (bspw. der Mohrenfalter oder der Trauermantel). Ein Blick zurück bot immer eine tolle Aussicht.
Nach etwa 1.400 Metern rannten die Kinder unvermittelt los. Sie hatten die Höhle entdeckt. Und schwups, waren sie verschwunden. Als wir kurze Zeit später ebenfalls zur Zwergenhöhle stießen, kamen sie unvermittelt herausgesprungen, um uns zu erschrecken. Keinen Augenblick später kletterten sie an der Seite nach oben, um schließlich auf dem „Höhlendach“ zu stehen.
Es geht nicht sehr tief hinein in die Höhle. Allerhöchstens drei Meter. Wahrscheinlich ist es ein alter Bergwerkzugang, der größtenteils wieder zugeschüttet wurde. Für die Kinder hat es aber allemal gereicht. Die hatten ihren Spaß und konnten ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Schlauerweise gibt es gleich daneben eine Bank, sodass wir die erste kleine Verpflegungspause einlegen konnten.
Der Rückweg gestaltete sich völlig anders. Es dauerte nicht lange und wir kamen aus dem Kiefernwäldchen heraus. In einer langgezogenen Linkskurve erreichten wir das kleine Tal mit seinen riesig anmutenden Wiesen. Auch hier fühlten sich unzählige Schmetterlinge wohl.
Rechterhand führte ein kleiner Wassergraben wieder in Richtung Dosdorf. Allerdings bogen wir vorher noch einmal ab, um unser Picknick, absolut allein auf weiter Flur, am Waldesrand zu genießen. Auch hier hatte man einen tollen Blick über das Tal und hinüber zum Kiefernwald, in dem sich auch die Zwergenhöhle befindet. Einige Greifvögel nutzten die übersichtliche Landschaft und zogen stetig ihre Kreise über unseren Köpfen. Die Kinder wiederum tobten sich noch einmal richtig aus.
Der restliche Rückweg erwies sich als angenehm eben. Eine Fahrspur führte vorbei an weidenden Rindern und zum Schluss gab es auch noch einmal Pferde zu sehen. Selbst der Weg ins Dorf machte den Kindern Spaß. Es gab einige Wassergräben zu überspringen und stilechte Dekorationen an den Häusern. Ein Bienenschwarm, der sich in einer alten Eiche eingenistet hatte, beschäftigte uns ebenfalls noch eine Weile. Also, im positiven Sinne: Beobachten und erklären.
Unsere Heimfahrt führte uns noch zu einem weiteren Geheimtipp: Der Schafskäserei „Landhof Am Ziegenried“ – Wer Käse, insbesondere Schafskäse, mag, kommt hier auf jeden Fall auf seine Kosten. Und wer sich nach seiner Wanderung im Hofcafé noch einmal stärken möchte, wird ganz sicher nicht enttäuscht. Für die Kinder ist der Landhof ohnehin etwas, da sie hier Kühe, Schafe uns Gänse aus nächster Nähe zu sehen bekommen. Außerdem gibt’s Eis.
Eine wirklich schöne Gegend, in der es mit Sicherheit noch mehr zu entdecken gibt. Aber die Zwergenhöhle ist ein guter Anfang und definitiv einen Besuch wert!
Wir haben es schon wieder getan! Wie in jedem Frühjahr, haben wir auf einer unserer Wanderungen Bärlauch gesammelt. Unsere Kinder haben nicht nur Spaß beim Sammeln, sondern freuen sich auch jedes Jahr aufs Neue über das leckere Bärlauch-Pesto. Doch, so schön es ist, mit den Kindern gemeinsam durch die Bärlauchvorkommen der Wälder zu streunen, so gefährlich kann es auch werden. Deshalb habe ich die wichtigsten Erkennungs- und Unterscheidungsmerkmale zusammengetragen, damit die nächste Bärlauch-Mahlzeit nicht mit einem Krankenhausbesuch endet.
Allein der Bärlauch hat den typisch intensiven Geruch nach Knoblauch. Alle anderen Pflanzen, die man mit dem Bärlauch verwechseln könnte, riechen nicht. Allerdings können einige schon bei der bloßen Berührung Hautreizungen oder -reaktionen verursachen.
Im Wesentlichen gibt es drei Pflanzen, die mit dem Bärlauch verwechselt werden können. Am bekanntesten ist sicher das Maiglöckchen, welches zumindest im April und Mai mal in einem Bärlauchfeld vorkommen kann. Auch die Herbstzeitlose wächst ab Mai und eine Verwechslung wäre fatal. Außerdem ähnelt der Aronstab in seiner Anfangsphase (ab Januar) dem Bärlauch. Mit allen drei Pflanzen ist nicht zu spaßen. Daher ist eine sichere Identifizierung so wichtig. Eine Regel muss, vor allem mit Kindern, immer beachtet werden: Bei Unsicherheiten – Finger weg!
Ihr seht, dass es eindeutige Unterscheidungsmerkmale gibt. Wenn ihr euch unsicher seid und lieber bei jedem Blatt den Geruchstest machen wollt, könnt ihr zum Schutz vor Hautreizungen natürlich auch Handschuhe tragen. Neben dem Ausschließen einer Verwechslung ist noch wichtig zu wissen, dass Bärlauch von Gesetzes wegen einen Mindestschutz genießt und nur kleine Mengen für den Eigenbedarf gesammelt werden dürfen.
Aber was macht man nun mit dem leckeren Wildgemüse? Wie anfangs geschrieben, essen unsere Kinder gerne Bärlauch-Pesto (unser Rezept findet ihr weiter unten), aber natürlich gibt es noch viel mehr Möglichkeiten Bärlauch auf den Teller zu bringen. Bärlauch-Suppe, Bärlauch-Butter, Bärlauch-Quark, Bärlauch-Muffins, Bärlauch-Knödel usw. Ein Vorteil gegenüber dem Knoblauchgenuss ist, dass einem Freunde, Bekannte und Kollegen nicht aus dem Weg gehen müssen, da man nach einer Bärlauch-Mahlzeit nicht so einen … sagen wir mal … aromatischen Atem hat. Logischerweise ist Bärlauch auch gesund und enthält zum Beispiel Vitamin C, wirkt entzündungshemmend und hilft bei Verdauungsstörungen.
Und aus all diesen Gründen, lohnt es sich bei einer Frühjahrswanderung auch mal etwas Bärlauch zu sammeln. Beispielsweise für dieses leckere Bärlauch-Pesto:
Dass ich keine Mengenangaben aufgeführt habe, liegt daran, dass ich sie für dieses Rezept selbst nie benötige. Die meisten Zutaten werden einfach je nach Geschmack und gewünschter Konsistenz dazu gegeben. Das Verhältnis zwischen Pinienkernen (o.ä.) und Bärlauch sollte allerdings etwa 1 zu 2 betragen. (zumindest optisch die doppelte Menge an Bärlauch) Mit dem Olivenöl kann die Konsistenz ganz einfach verändert werden. Allerdings ist Vorsicht geboten, denn ein Schluck zu viel kann aus einem Pesto auch schnell eine ölige Suppe machen. Wenn alle Zutaten in einem Gefäß sind, einfach mit dem Pürierstab bis zur gewünschten Feinheit zerkleinern.
Neben den Klassikern, dass Pesto zu Nudeln oder als eine Art Salatdressing verzehrt wird, mögen wir es auch gerne als Brotaufstrich oder auf Käse. Einfach mal etwas herumexperimentieren.
Viel Spaß und Guten Appetit
Da uns die Wanderung auf und um die Mühlburg so viel Spaß gemacht hatte, beschlossen wir schon währenddessen die nächste Tour. Unsere Freunde hatten einen Fernsehbericht über den Schlosspark der Ettersburg gesehen. Jetzt denkt man natürlich: Wandern in einem Schlosspark? Kann man das überhaupt wandern nennen? Man kann! Und noch viel mehr. Es ist eine wirklich schöne und abwechslungsreiche Runde.
Schloss Ettersburg liegt auf der Nordseite des Ettersberges in der Nähe von Weimar. Der Ettersberg ist eher wegen weniger schönen Ereignissen der deutschen Vergangenheit bekannt, liegt doch die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald auf der Südwest-Seite. Je nach Alter der Kinder lassen sich Schloss und Gedenkstätte über die Zeitschneise auch verbinden. Auf unserer Tour haben wir uns allerdings auf Schlosspark und Zeitschneise kozentriert.
Die ausreichenden Parkplätze befinden sich direkt hinter dem Schloss. Wir betraten das Gelände seitlich des Gebäudes und waren beim Aus- beziehungsweise Anblick sofort überwältigt. Wie man es von einem Schlosspark erwartet, gibt es einen relativ gepflegten Rasen. Doch überall standen uralte Baumriesen. Einige mit so großen Höhlen am Fuße des Stammes, dass sich die Kinder darin verstecken konnten. Rechterhand (südwestlich) führten mehrere Pfade nach unten und auf einen alten Laubwald zu. Linkerhand (südlich) sah man auf eine freie Schneise, die den gegenüberliegenden Hang hinauf verlief. Die Kinder waren sofort verschwunden, rannten die Hänge hinunter, versteckten sich in den Wurzelhöhlen oder kletterten auf den teilweise bizarr geformten Bäumen umher.
Da das Klettern so einen Spaß machte, mussten wir unsere erste Pause direkt zu Beginn unserer Runde ansetzen. Wir Erwachsenen nutzten die Gelegenheit und legten eine kleine Verpflegungsrunde ein. Neben ein paar Reiterinnen, gesellte sich auch noch eine Hochzeitsgesellschaft in unsere Nähe, um Fotos machen zu lassen, was man bei diesem Ensemble aus Schloss und Natur durchaus nachvollziehen kann.
Die Kinder konnten sich nur schwer von den Kletterbäumen loseisen. Als wir schließlich doch noch weiter auf den Wald zugingen, wehten uns würzige Gerüche entgegen. Es war Bärlauchzeit! Kurzerhand wurden ein paar Einmalhandschuhe zu Sammelbeuteln umfunktioniert und eine ordentliche Portion eingepackt. Was es zum Abendessen geben sollte, war also klar: Irgendwas mit Bärlauchpesto. Da es nicht das erste Mal war, dass wir den leckeren Verwandten des Knoblauchs pflückten, wussten die Kinder auch schon von der Verwechslungsgefahr mit dem giftigen Maiglöckchen. (Bitte Vorsicht! Siehe auch: Bärlauch – köstlich, aber leicht zu verwechseln )
Der Weg machte eine große Kurve nach links und wir kamen wieder unterhalb des Schlosses auf einer riesigen Wiese heraus. Zu unserer Rechten erhob sich die Zeitschneise. Die Kinder stellten richtigerweise fest, dass diese bei Schnee ein super Rodelhang abgeben würde. Aber Ende April gab es keinen Schnee und so begnügten wir uns erst mit Weitsprung über einen Graben und später mit Stabhochsprung (bzw. Stabweitsprung). Dann ging es an den Aufstieg. Immer eine kritische Geschichte mit Kindern. Wir hofften, dass es genug Ablenkung geben würde und wurden nicht enttäuscht.
Mal abgesehen davon, dass sich die Kinder auf die nächstbeste Bank flüchteten, kamen wir zu einem uralten Baum, der an die große hohle Eiche aus Hans Christian Andersens „Das Feuerzeug“ erinnerte. Auch hier probierten die Kinder hinaufzukommen. Selbst die Erwachsenen erklommen den alten Riesen, der innen wirklich zum Teil hohl war. Eben wie in dem alten Märchenklassiker. Der weitere Anstieg war zwar wirklich steil, aber überall gab es etwas für die Kinder zu entdecken. Ein paar Schritte links in den Wald hinein fanden wir eine Baumschaukel sowie ein paar ausgebrannte Bäume zum Klettern und Balancieren.
Dann war es auch nicht mehr weit bis zu unserem nächsten Rastplatz, fast ganz oben, mit einem tollen Blick auf das Schloss. Neben einem kleinen Picknick vertrieben wir uns die Zeit mit Styroporflugzeugen, Klettern und Stabweitsprung. (Die Kinder hatten unterwegs eine beachtliche Stock-Sammlung angelegt.) Auf dem Weg bergab kamen unsere Sprösslinge noch auf die Idee, dass man sich doch auch runterrollen könnte. Ich sage es mal so: Es funktionierte mehr schlecht als recht, aber die Kinder hatten ihren Spaß.
Zurück am Schloss, kamen wir über eine Treppe direkt zur Front. Und welch ein Glück: Es wurde Eis verkauft. Ein krönender Abschluss für einen gelungenen Tag. Auch diesmal sagten wir uns, dass es sicher nicht unser letzter Besuch gewesen sein würde.
Wie sicher bei vielen von euch, war der erste Lockdown (2020) ein tiefer Einschnitt in unser Familienleben. Sämtliche Freizeitaktivitäten, Treffen mit Freunden, Bekannten und Verwandten waren verboten. Natürlich fragten wir uns, was man tun könnte.
Die Antwort lag quasi direkt vor der Haustür, denn dort beginnen die Wege in die Natur. Es ist nicht so, dass wir nicht auch schon vorher gewandert sind. Immerhin stammen meine Frau und ich vom Fuße des Inselsbergs. Auch unsere Kinder, insbesondere unser Sohn, haben Wanderungen immer wieder eingefordert. Aber in dieser, für uns alle, neuen Situation bekam das Wandern noch mal einen ganz anderen Stellenwert und wurde zu einer Regelmäßigkeit, auf die wir uns in den kommenden Wochen und Monaten immer sehr freuten.
Blieb also noch zu klären, wohin denn unsere erste Tour führen sollte. Da wir bereits in den Jahren zuvor die Burg Gleichen sowie die Wachsenburg erwandert und besichtig hatten, blieb noch eine der drei Burgen übrig: Die Mühlburg – älteste Burg Thüringens!
An einem herrlichen Apriltag starteten wir ab dem Parkplatz an der Kulturscheune. Dieser liegt in dem malerischen Dorf Mühlberg (eine der ältesten urkundlich erwähnten Gemeinden Thüringens), inmitten hübsch hergerichteter Fachwerkhäuser. Ein Stück weiter bergauf gibt es auch noch den offiziellen Parkplatz der Mühlburg (Burgstraße). Da der Weg aber ohnehin nicht wirklich lang ist, würde man sich ein wenig der Wanderfreude berauben, wenn man noch weiter oben parkt. Es gibt zwei Möglichkeiten für den Aufstieg: 1. Querfeldein, steil und kürzer oder 2. die Straße entlang, weniger steil, aber deutlich länger. Dreimal dürft ihr raten, wofür sich die Kinder entschieden haben. Richtig! Den kurzen Weg. Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten: Auf dem Rückweg würden wir den langen Weg nehmen. Und: Er würde ihnen auch noch gefallen!
Der Aufstieg war, wie erwähnt, nicht sehr lang, aber sehr steil. Ein schmaler Trampelpfad schlängelte sich zwischen Gartenzäunen, Wäldchen und Abhang entlang. Immerhin erfuhr man auf einigen Infotafeln etwas über die heimische Flora und Fauna. Gerade an den Südhängen der Drei Gleichen ist diese wirklich einzigartig. In den sogenannten Badlands (hauptsächlich jedoch unterhalb der anderen zwei Burgen) behaupten sich nur ganz besondere Tiere und Pflanzen. Beim Blick zurück konnten wir hier und da schon ein herrliches Panorama genießen. Es waren nur etwa 550 Meter bis zur Holzbrücke, die über den Burggraben in den Hof der Burg führten. Aber immerhin waren wir in kürzester Zeit aus der ziemlich niedrigen Umgebung auf 375 Meter über normal Null gestiegen. Der sagenhafte Ausblick über das Thüringer Becken bis hin zum Thüringer Wald (mit dem markanten Inselsberg) belohnte uns Erwachsene. Die Burgruine mit ihren Kletter- und Versteckmöglichkeiten war die Belohnung für die Kinder. Es wurde keine Zeit verloren. Sofort wurde der felsige Sockel des Burgfrieds erklommen oder durch die hochgelegenen Fenster, über die Autobahn (A4) zur Burg Gleichen geschaut.
Natürlich gab es dann auch erstmal eine Stärkung inmitten der Burgmauern. Bei schönem Wetter reicht Kindern eigentlich schon dieser kurze Ausflug zur Burg. Sie können sich hier nach Herzenslust austoben. Es gibt neben dem erwähnten Burgfried auch einen tiefen Brunnen, flache, aber sehr dicke Mauern zum Klettern, einen begehbaren Burggraben, große Obstbäume, die sich ebenfalls zum Klettern eignen und nicht zu vergessen: Die Wunder der Natur! Wir konnten beispielsweise Bussarde und Milane beobachten, wie sie nahezu auf „Augenhöhe“ an uns vorbeisegelten. Auf dem Rand des Burggrabens entdeckten die Kinder einen alten Baumstumpf, der als Ameisenhaufen herhalten musste. Die Ameisen leisteten auch ganze Arbeit, indem sie eine große Made davonschleppten. So etwas fasziniert Kinder immer.
Da die Kinder so viel Spaß beim Erkunden der Burg sowie der Umgebung hatten, machte es ihnen auch nichts aus, einen anderen (längeren) Rückweg in Kauf zu nehmen. Im Gegenteil! Sie forderten es direkt ein. So nahmen wir den Kammweg in Südöstliche Richtung, der sich entweder leicht bergab oder geradeaus vor unseren Füßen dahinschlängelte. Zu unserer Linken konnten wir hin und wieder einen Blick auf die Wachsenburg (die am besten erhaltene Burg der Drei Gleichen) erhaschen. Auf diesem kurzen Stück kam nochmal so etwas wie richtiges Waldgefühl auf. Als dann ein umgestürzter Baum über einer Mulde lag, musste natürlich gleich darüber balanciert werden. Erst machten die Kinder einen Wettbewerb daraus, wer es ohne abzurutschen auf die andere Seite schaffte. Dann mussten die Erwachsenen ran. Es war zwar eine wackelige Angelegenheit, aber alle haben es heil überstanden.
Nach dieser Einlage an Körperbeherrschung begaben wir uns langsam auf den Rückweg. So gelangten wir über ein weitaus sanfteres Gefälle als zu Beginn unserer Runde über einen Sandweg zu einer gepflasterten Straße, die zu unserem Ausgangspunkt zurückführte. Einen kleinen Abstecher konnten wir noch machen, denn vom Weg aus sahen wir rechterhand eine kleine Einkerbung in den Hang. Es war ein alter Rätsandsteinbruch. Dank der aufgestellten Infotafeln konnten wir auch hier die meisten Fragen unserer wissensdurstigen Kinder stillen. Wer sich allerdings intensiver mit der Geologie der Drei Gleichen (und Umgebung) beschäftigen möchte, der kann sich direkt ans Geozentrum in der Kulturscheune wenden. Immerhin zählt das Gebiet zum UNESCO Global Geopark (Thüringen Inselsberg – Drei Gleichen).
Viele Eindrücke und ein wirklich wundervoller Tag für Eltern und Kinder neigte sich dem Ende zu. Eins sei zum Schluss aber noch erwähnt: Es blieb nicht unser letzter Besuch auf der Mühlburg. Denn die ist immer einen Abstecher wert!